Cochabamba, die letzten 2 Tage

Am Dienstag in Cochabamba sind wir zur Statue der „Virgen de Urkupina“ gepilgert, mit gefühlten Millionen Bolivianern. Normalerweise pilgert man nachts zwischen 12 Uhr nachts bist 5 Uhr morgens zu ihrer Statue und haut dann Steine von einem Felsen ab, damit sie einem bis zum Ende des Jahres (wenn man die Steine wieder zurückbringen muss) alle Wünsche erfüllt. Dieses Abenteuer hatten uns mein Bruder und Jhas, der Freund von Claudia (spricht man wie „Jazz“ aus), schon einen Abend vorher  vorgeschlagen, aber das haben wir dann lieber auf den nächsten Morgen verschoben. So sind wir also in einem Menschenstrom Richtung Statue getrieben und haben auf dem Weg dorthin viele Stände mit Hüten gegen die Sonne, Essen, Getränken, aber vor allem Stände mit lauter Miniaturautos, -häusern, -Babypüppchen, falschen Universitätsabschlüssen und  falsche Geldscheinen (ganze Dollarbündel, Euros gabs auch) gemischt mit viel Plastikschrott, die einem als Glücksbringer verkauft wurden. Diese Kleinigkeiten kaufen sich dort alle, die einen Wunsch haben. Kauft man sich einen kleinen Schrottartikel, wird einem die Jungfrau den Wunsch erfüllen oder einem Glück bringen, je nach dem, was für einen Glücksbringer man kauft.

Ich habe mir einen Minikoffer gekauft, als Glücksbringer für meine Reisen, eine kleine goldene Münze, die Glück und Geld bringen soll und so einen kleinen Baustein, aus dem Häuser gebaut werden, damit ich irgendwann mal ein Haus hab J In meinem kleinen Köfferchen hab ich auch 2-3 Spielzeugdollarscheine gefunden, es kann also nix schief gehen 😉

Wir sind immer weiter Richtung Statue und es wurde immer voller und enger und auf einem Balkon hat ein Pfarrer geredet und später wurde gesungen. Wir haben an diesem Tag sehr viele Indigene gesehen, die offenbar echt daran glauben, dass das Spielzeug was bringt. So haben wir zB einen Mann gesehen, der einen riesigen Spielzeug-LKW in der Hand hatte J Andere haben sich ihre gekauften Artikel von einem Mann mit Bier vollspritzen lassen. Diese Menschen glauben wohl an einen Gott der Erde (hat mir mein Bruder erklärt) und deswegen haben die eine andere Zeremonie abgehalten. Außerdem haben wir noch Indigene gesehen, die alle ihre Spielzeuggeldscheine verbrannt haben, wieder ein anderes Ritual..

So richtig nah an die Statue sind wir nicht drangekommen, weil meine Cousine und mein Bruder meinten, es wären zu viele Besoffene unterwegs und deswegen zu gefährlich. Generell waren viele Sachen dort gefährlich. Ich hatte meinen Reiseführer dabei und habe immer gefragt :“ Können wir in den Nationalpark Tunari gehen?“ „ Nein, zu gefährlich“  oder bei der Parade: „Können wir uns nicht einfach dort hinsetzen? (nachdem wir ca. 2 Stunden auf der Suche nach Sitzplätzen waren) „Nein, zu gefährlich, da sitzen Betrunkene“. Die größte Gefahr scheinen hier eh Betrunkene zu sein. Ich würde die ganzen ängstlichen Bolivianer gerne mal ins MTW einladen, mal sehen, was die dazu sagen würden…Naja jedenfalls waren Chrissi und ich irgendwann ein bisschen ratlos, was wir denn überhaupt besichtigen können, wenn alles so gefährlich ist. Wir sind auch nie alleine gewesen, immer meine Cousine und mein Bruder im Schlepptau, was irgendwann total nervig war, da sie natürlich nicht so viel Spaß daran hatten Touristenartikel zu shoppen wie wir oder nicht dringend noch mehr Postkarten hätten kaufen müssen. So waren wir genervt von ihnen und sie wahrscheinlich auch von uns..

Abends sind wir mit Jhas, Claudia und Kevin in die Stadt gefahren und haben ein Eis an der Plaza gegessen. Dort ist eine total schöne Kathedrale und die Bäume dort tragen teilweise orangefarbene und violette Blüten und das Vogelgezwitscher ist richtig laut. Überall auf den Bänken sieht man Verliebte und es gibt sogar einen Brunnen mit tausenden Tauben.

Wir wurden auch zu einem Mormonentempel gefahren. Mormonen glauben, dass die Welt irgendwann untergeht und unter ihrer sehr schönen und modernen Tempel haben sie wohl ein Hochhaus Richtung Erdmittelpunkt gebaut, um die Apokalypse zu überleben. Auf der Turmspitze des Tempels ist ein großer Engel, aus purem Gold, der durch Laserstrahlen geschützt ist, welche Alarm auslösen, sollte jemand versuchen den Engel mit einem Helikopter zu stehlen.

Später haben wir am „Prado“ (größte Straße) bei den „Islas“ gegessen. Das sind lauter kleine Imbissbuden, wo es „comida rápida“ gibt, also Fast food. Ich habe einen „ Tarcapecho“ gegessen, das ist ein Brötchen in dem ein Silpancho (das schon erwähnte flach geklopfte Fleisch), ein frittiertes Spiegelei, frittierter Reis, frittierte Bratkartoffeln und Salat (Tomaten und Zwiebeln) drin ist. Da ist sozusagen alles drin, was Bolivianer gerne essen. Dazu gab es einen „Macochinchi“, das ist Pfirsicheistee mit einem getrockneten Pfirsich, der aussieht wie ein Embryo oder ein Gehirn..                                                  An dem Abend haben wir auch Kuhherz probiert. Hat ganz gut, bisschen würzig geschmeckt, aber der Gedanke, dass es ein Kuhherz ist, war nicht so lecker. Eine andere Spezialität in Cochabamba ist gegrilltes Täubchen, aber das haben wir nicht zu sehen bekommen, dafür aber getrocknete Lamababyleichen.

 

An unserem letzten Tag waren wir vormittags Bustickets kaufen, dann nochmal auf dem Markt, was wieder nervig wegen unseren Aufpassern war und haben noch Postkarten eingekauft. Am Nachmittag wollten Chrissi und ich unbedingt nochmal in ein französisches Café „Paris“, was in meinem Reiseführer empfohlen wird und wir haben (ohne unsere Aufpasser! Die waren solange auf der Plaza!) eine schokoladen Crêpe mit „Batido“ gegessen. Batido ist ein Milchshake, ich hatte einen mit Kakao und Banane..seehr lecker. Dort ist uns aufgefallen, wie selten solche Cafés hier sind. Dieses Café hatte richtige Tische und Stühle (nicht wie sonst aus Plastik) und sogar einen Kellner mit Tablett, der für seine Arbeit bezahlt wurde und nicht wie sonst, Angehöriger der Familie war, der das Café oder Restaurant gehört. Ach und eine Speisekarte mit Auswahl gab es auch, hab ich hier zum ersten Mal erlebt. Bei uns im Restaurant gibt’s immer nur ein Mittagessen und die Gäste fragen:“ Was gibt’s heute?“ und wenn ihnen schmeckt, was meine Mutter vorbereitet hat, bleiben sie, wenn nicht kommen sie am nächsten Tag wieder und fragen :“ Was gibt’s heute?“

Joaa das war grob zusammengefasst meine Erlebnisse in Cochabamba (Kotschabamba ausgesprochen). Ich hatte ne total schöne Zeit und möchte unbedingt wieder hin! Vielleicht dann mit bisschen mehr Freiraum, ohne überstrenge Tante, für die alles zu gefährlich ist.

Für diese Woche stehen erst mal eine Menge Examen an. Jeden Tag 3 bis 4 Examen! Hat eigentlich jemand Interesse daran, meinen Stundenplan zu erfahren? Vielleicht um mit Deutschland zu vergleichen oder sich über mich lustig zu machen, weil ich wieder Physik und Chemie hab 😉 ? Naja ich könnte ihn mal posten, vielleicht auch, um ein bisschen Mitleid abzubekommen, man weiß ja nie 😉

Viele Grüße ♥

Über going2bolivia

Ich verbringe ein Jahr in Santa Cruz de la Sierra in Bolivien und bin jetzt schon einen Monat da! Die Zeit ist so schnell vergangen, dass ich es kaum fassen kann. Die ersten Tage in Südamerika habe ich in Buenos Aires verbracht, weil wir von dort aus, nicht wie geplant nach Santa Cruz fliegen konnten. Ein Vulkan in Chile hat Asche gespuckt und wir sind nach 2-3 Tagen in Buenos Aires mit dem Bus ganze 36 Stunden hierher gefahren. War aber nicht so schlimm, wie es klingt, weil wir so coole Sitze hatten, die man 160° nach hinten machen konnte. Dann hatten wir genau einen Tag in unseren Gastfamilien und sind am nächsten Tag direkt nach Sucre geflogen (einen Flug hatten wir ja noch gut), um unser Visum zu beantragen. Die Stadt ist echt schön, aber wir haben viel Zeit in Büros verbracht.. Wieder zurück in SC fing dann direkt die Schule an mit Uniform besorgen, Schulsachen kaufen, Bücher kopieren, Leute kennenlernen, den Lehrer nicht verstehen und das war alles ganz schön stressig, vor allem weil ich immer noch nicht allein mit dem Bus in die Stadt darf… und schon ist der erste Monat vorbei..
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