Holaa! Ich habe richtig coole Tage in Cochabamba hinter mir und soo viel erlebt!
Dieses Wochenende war dort das Fest der „Virgen de Urkupina“ und deswegen wollten wir eigentlich schon eine Woche vor Abfahrt die Bustickets kaufen, weil normalerweise viele Bolivianer zu diesem Fest fahren und die Buslinien überfüllt sind. So war es auch, bloß dass wir nicht geplant so früh dran waren, sondern sie erst am Abreisetag gekauft haben. Die bekannten Buslinien (Flotas) waren natürlich schon ausgebucht und ich musste Kevin dazu überreden trotzdem an dem Abend loszufahren, mit einer eher unbekannten Linie. Wir hatten aber Glück und der Bus war wie immer total bequem. Abfahrt war um halb 10 und ich bin praktisch sofort eingeschlafen, weil ich die Nacht zuvor auf einer eher langweiligen „Fiesta de Gracuación“ war (Uniabschluss einer Cousine gefeiert) und nur 5 Stunden geschlafen hatte. Dort habe ich das erste Mal „Trago“ getrunken. Das ist Milch mit Wodka gemischt, aber ich hatte noch Erdbeergeschmack dabei und das Getränk hat mir einfach meine Schwester gebracht (sie fragt sonst immer nach, ob ich ein Bier getrunken hab, denn das darf ich nicht und auf einmal gibt’s Wodka..). Naja die Straße von SC nach Cochabamba sind jedenfalls überragend, kaum gehoppel, sodass man ganz gut schlafen kann. Als wir morgens um 7 Uhr angekommen sind, hatte ich sogar die Christus-Statue und die Lagune von Cochabamba verschlafen..ärgerlich.
Wir haben dann direkt meine Tante mit den 3 Cousinen kennengelernt. Alle waren total nett und es gab sogar Frühstück mit knusprigen Brötchen. Das war ein echtes Highlight, weils in SC nur so Teigfladenartige Brötchen gibt, die ganz und gar nicht knusprig sind. Die älteste Cousine haben wir nicht gleich kennengelernt, weil sie mit ihren 2 Kindern und ihrem Mann woanders wohnt. Die zweitälteste Cousine ist 35 und wohnt noch zuhause! Die 3. ist 32 Jahre alt und wohnt auch noch bei ihrer Mutter. Mein Bruder hat mir erklärt, dass meine Tante total streng ist und die Mädchen nicht so viel raus gehen dürfen und als die Töchter sogar mal einen Freund gefunden hatten, fand die Mutter sie nicht gut und die Töchter haben die Beziehung beendet. Nur die Älteste hat sich gegen ihre Mutter durchgesetzt und die Jüngste (24 Jahre) hat sogar schon seit 7 Jahren einen Freund, der aber erst einmal in ihrem Zimmer war und sonst immer im Wohnzimmer sitzen muss, weil Pärchen in Bolivien nicht gemeinsam im Zimmer sein dürfen.
Wir durften dann nochmal bis 11 schlafen und sind dann auf den Markt „la Cancha“ gefahren, der zwar total riesig ist, sich aber sonst nicht von den anderen Märkten hier unterscheidet. Zum Mittagessen gab es ein für Cochabamba typisches Essen, nämlich „Silpancho“. Das ist ein sehr dünn geklopftes Fleisch, dass meistens über den Tellerrand überlappt mit frittiertem Spiegelei, Reis und Salat (Salat ist in Bolivien meistens Tomaten mit Zwiebeln oder Tomaten mit gekochter Karotte und roter Bete). War total lecker und schön, direkt ein Essen kennenzulernen, das sogar im Reiseführer steht. Nachdem wir noch einen Mittagschlaf halten durften sind wir gegen 4 Uhr zum Cristo gefahren. Am ersten Tag wussten wir noch nicht, dass es in CB von 11-16 Uhr sehr heiß ist und danach stark abkühlt. So sind wir unwissend mit kurzen Hosen und top zum Lift gefahren, der einen zur Statue bringt. Man kann wahlweise auch über tausend Stufen zur Christusstatue hochlaufen, aber das soll wohl sehr gefährlich sein, weil dort Kriminelle auf Touristen warten, die sie überfallen können. Wir mussten fast eine Stunde warten, bis wir in den Lift einsteigen konnten, weil immer nur 3 Gondeln auf einmal jeweils 6 Touristen aufnehmen konnten. Das Warten hat sich aber total gelohnt! Die Statue ist riesengroß (größer als in Rio de Janeiro, bloß das in Rio der Berg höher ist, auf dem die Statue steht) und der Cristo guckt total streng auf die Stadt hinab. Als wir dort waren hatte sich ja das Wetter verschlechtert, sodass sein grimmiges Gesicht auch noch durch einen grauen Himmel mit dicken Gewitterwolken untermalt war. Der Blick auf die Stadt war auch total schön, weil sie ja auf einer flachen Ebene zwischen lauter Bergen liegt und sich die Häuser in alle Richtungen erstrecken. Auf manchen Berggipfeln lag sogar noch Schnee! Eine Lagune hat CB auch, leider sehr dreckig, aber trotzdem schön anzusehen. Wir haben tausend Bilder mit dem Cristo gemacht (früher oder später sicher in Facebook. Hier habe ich immer noch nicht rausgekriegt, wie man ein Bilderalbum erstellt), der lauter Löcher in seinem Körper hat, damit die Touristen, die in die Statue reingehen, durchgucken können. Am Ende konnten wir sogar bei Nacht Bilder von der Statue machen, weil wir für die Rückfahrt sogar noch länger anstehen mussten und wir mittlerweile in unseren kurzen Hosen richtig gefroren haben.
An diesem Tag hat unsere Nachbarin in SC ihr Baby bekommen. Die ganze Familie kommt von ihrer Apotheke immer rüber ins Restaurant zum Mittagessen und die Mutter mit ihrem riesigen runden Bauch auch. Ausgerechnet wenn wir in CB sind, kommt die kleine Esther zur Welt!
Am nächsten Tag wollten wir schon um 9 Uhr bei einer Parade zu Ehren der Jungfrau de Urkupina sein und haben um 11 Uhr immer noch zuhause rumgegammelt. Schließlich hat uns der Freund der jüngsten Cousine Claudia zur Festmeile gefahren, wo wir gefühlte Stunden rumgefahren sind, um einen Parkplatz zu finden. Es gibt dort keine öffentlichen Parkplätze, sodass wir immer gucken mussten, ob Privatleute gegen Geld ihre Höfe zu Verfügung stellen und wir waren richtig genervt, als wir endlich was passendes gefunden hatten.
Auf der Festmeile hatten wir dann allerdings richtig richtig viel Spaß. Die ersten Tänzer, die wir erwischt haben, hatten solche Hüte mit riesigen Federn dabei, die wir uns fürs gemeinsame Foto aufsetzen durften. Später haben wir mit ganzen Tanzgruppen oder auch einzelnen Tänzerinnen posiert, die allesamt richtig schöne, aber knappe Kostümchen anhatten. Also dafür, dass eine Jungfrau gefeiert wurde, hat man bei dieser Parade ganz schön viel Hintern, Brust und Bauch gesehen. Andere Kostüme waren aber viel bedeckter zB Bärenkostüme. Die von oben bis unten mit weißem Fell eingepackten Tänzer haben bei 28°C ganz schön geschwitzt und es gab auch Kostüme für Männer, die aussahen wie riesige Boxen. Weiß nicht, wie man das besser beschreiben kann, aber die hatten so riesige dekorierte Kartons an und haben dann leicht nach vorne gebeugt getanzt..
Andere hatten sich Pappmaché-Stiere um die Hüften gebunden und haben sich damit im Kreis gedreht und ab und zu mit den Hörnern das Publikum erschreckt. Viele indigene Frauen haben ihre traditionellen Kostüme mit 26 Röcken übereinander vorgeführt. Diese Tradition kommt aus der Zeit, als die Spanier hier waren. Die Spanierinnen haben wohl viele Unterröcke getragen und auch Hüte gegen die Sonne getragen. Deswegen sieht man heute noch viele indigene Frauen mit Hüten (vom Sonnenhut bis zur Melone alles dabei) und Röcke tragen sie eh immer.
Die Festmeile war richtig lang und wir sind sehr weit auf der Suche nach passenden Sitzplätzen gelaufen. Entweder die Sitze waren in der Sonne oder es saßen Besoffene in der Nähe oder irgendwelche Menschen hätten die Sicht versperrt, jedenfalls war es ziemlich nervig, weil meiner Cousine kein Platz recht war bis Chrissi und ich unseren Unmut gezeigt haben und die Sache selbst in die Hand genommen haben. Es war zu dem Zeitpunkt schon ca. 2 Uhr und wir waren genervt und hungrig..Mit bisschen Hühnchen im Bauch konnten wir die Parade aber noch richtig genießen! Um 5 sind wir im Gedränge nachhause gegangen und meinem Bruder wurde einfach sein Handy geklaut. Die ganze Zeit hat er uns gesagt :“ passt auf, hier sind ganz schön viele Diebe unterwegs“ und am Ende hat er so darauf geachtet, dass uns nichts geklaut wird, dass ihm selbst sein geliebtes Handy genommen wird..
Am Montag konnten wir dann endlich in die Stadt, um Postkarten und Touristenartikel zu kaufen. Ich wollte eigentlich lauter Mützen kaufen, auf denen Lamas drauf sind, aber die Mützen dort sind alle so mini, dass ich die nicht auf meinen dicken Kopf gekriegt hab. Neben dem Shopping haben wir auch die Stadt besichtigt, bloß dass zB ein im Reiseführer empfohlener Konvent wegen der Feiertage geschlossen hatte.
Abends hatten mein Bruder und der Freund von Claudia richtig verrückte Ideen, was sie mit uns unternehmen können. Sie wollten in der Nacht 5 Stunden lang mit uns zu der Statue der Jungfrau pilgern, weil alle irgendwie nachts dorthin laufen und haben uns gefragt , ob wir das wollen. Chrissi und ich waren total fertig von der Stadtbesichtigung und dachten nur so:“ 5 Stunden?Tzz niemals“ und dann aufeinmal hieß es :“Jaa maximal 4, also eher 3 Stunden Wanderung, so weit ist das gar nicht“. Wir haben kurz überlegt, aber diesen Ausflug lieber auf den nächsten Tag verschoben. Die nächste Idee der Jungs war dann, mit uns um 4 Uhr morgens Richtung Oruro zu starten. Das ist ein benachbartes Departement ca. 4 Stunden von CB entfernt und bekannt für seine Mienen. Diese wollten sie uns zeigen, aber die Tante (wie schon gesagt, sehr streng) hats uns verboten.
bald schreib ich noch über die letzten 2 Tage dort, aber für heute reichts!
Viele Grüße